Der Geigenbauer Stephan von Baehr begann seine berufliche Laufbahn vor 21 Jahren, 1988, Deutschland. In Markneukirchen einem äusserst traditionsreichen Instrumentenbauerort hatte er das Glück eine, im früheren Sinne harte, ehrliche Lehre zu mache, was wohl gerade für einen so uralten Beruf wie Geigenbauer der originalnaheste Weg ist. Heute begibt man sich meistens in Schulen und Grossgruppenbewegungen auf den Weg "ins Metier", wobei eine gewisse Abkoppelung von der echten, äusseren Realität und auch musikalischen Notwendigkeit der lebenden Spieler heute leider nur allzuoft nicht ausbleibt. So waren es Jahre des perfekten Einfliessen lassens "in Fleisch und Blut" der typischen Bewegungen, Vorgehensweisen und Arbeitstechniken. Die Werkstatt war Meister Reinhard Bönsch's und Stephan von Baehr sein erster Lehrling überhaupt. Ein enges Verhältnis liess sie die entstehenden neuen Möglichkeiten (wiedervereinigtes Deutschland...) fast in explosiv, freudig-befreiter Intensität nutzen und sämtliche Türen die sich auch nur etwas öffnen wollten "einrennen". Überhaupt sehnt sich jedes Tun dieser Jahre Stephan von Baehr's nach einer direkten, natürlichen Weiterentwicklung der gelebten Kindheit. Da waren nämlich beide Eltern professionelle Geiger und der Vater 1. Konzertmeister. Die unzähligen Proben des "Von Baehr Quartetts" im Elternhaus selbst und die intensiven Tischgespräche um Klang, Spass oder nicht mit dem Instrument und das Leben damit, wuchsen so einfach in den Beruf des Geigen- (Viola- und Cellobauers) mit hinüber.
Die Türen die er ab 2001 eingerannt, waren in Bamberg- Werkstatt Georg Kastl, München-Werkstatt Fischer und sehr intensiv auch in Berlin bei einer DER Werkstätten am Platze, Andreas Kägis. Dort war es ein idealer Zeitpunkt, da das Topteam um Kägi (Daniel Kogge und Yves Gateau) Stradivaris wie heilig und doch konkret und technisch perfekt bis ins letzte Detail restaurierte und analysierte. Diese Atmosphäre konnte Stephan von Baehr mit seinem Durst nach "Allem auf Einmal" mit Richtung Endziel (?) Fernwest, nach Paris nehmen, wo er nun seit 16 Jahren schaut, staunt, hört und umsetzt (als übrigens einziger ausschliesslicher Erbauer der Instrumente im der gesamten Metropole Paris)
1995 bestand er von Paris aus die deutsche Meisterprüfung mit der Bestnote. 1998 erhielt er die beste Notierung der Geigenbauer der Jury unter Charles Beares/London, im höchstnotiertesten internationalen Cellobauerwettbewerb, in Manchester. Dieses verheissungsvolle Ereignis, denn es war sein allererstes selbstgebautes Cello überhaupt (!!...), bewog Stephan von Baehr von diesem Zeitpunkt an ausschliesslich neue Instrumente zu erschaffen, in endlich, einem eigenen Atelier in der berühmten Rue de Rome Geigenbauerstrasse in Paris. Sein ehemaliger Chef Bernard Sabatier (einer der grössten Reparatur-und Handelsgeschäfte von ganz Paris) war von dem Ergebnis in Manchester so fasziniert und begeistert, dass er Stephan von Baehr spontan eine Art abgesichertes, monatlich finanziertes Mäzenat "des Bauen und Suchen könnens unter eigenem Namen, ohne Zeitdruck und Konkurrenzängste", anbot. Dies öffnete last but not least die entgültige Tür, hin zum freien, künsterischen Dasein mitten in der Metropole und allernahest bei den besten alten Instrumenten, welche von Baehr immernoch täglich sieht, den Handel damit jedoch kategorisch ablehnt.
Schon bald bemerkte von Baehr, das er da eine ganz einmalige Situation leben konnte. Und auch und immermehr mit Schrecken, das nur allzuviele der teuren alten Instrumente klanglich überhaupt nicht hielten, was der hohe, spekulative Preis zu suggerieren suchte. Mit den, ihm ständig begegnenden Musikern, höchstverletzt von soviel falschem Glanze, fühlte von Baehr seine Zeit und den Ort sowieso für ideal gekommen. Sein Metier war auf einmal richtig und extrem wichtig und gerade die besten Spieler hatten Lust und Sehnsucht danach dem spekulativen Preisdruck der Händler, ohne Erklärungen noch echte Orientierungen, ihre eigenen Schultern und auch die Ohren zu entziehen...
Es folgten reihenweise Berliner- und spassmachend ähnlich und doch so anders-Wiener Philharmoniker und viele Spieler anderer grosser Orchester sowie freie Solisten, welche ihre alten Instrumenteeinfach verkauften (zB. Francesco Stradivari Violine, Testore Cello, Maggini Violine, Mantegaza Viola, Testore Viola, Bernadel Cello und viele mehr) oder im Kasten schlafen liessen und heute noch freudig behaupten klanglich mehr "bei sich zu sein als vorher". So merkte von Baehr immermehr, wichtig für ein Streichinstrument sind nicht nur die Qualität an sich, sondern viel mehr was geschmacklich und technisch zu welchem Spieler besonders gut passt. Und was liegt da näher als ein lebendiges Massschneidern, der besten Architekturen die die Welt gesehen, im eigenen Atelier? Mit dem äusseren Ohr der eigenen Eltern und der wachsenen Schar der völlig überzeugten Klangfamilie? Ausser Frage nämlich sind die Inspirationsmöglichkeiten heute technisch (Abgussmaterialien unglaublicher Qualität die es so bis vor ca. 10-15 Jahre nicht gab) so unvergleichlich viel besser, ja fast ein neues Genre an möglichem Herangehen an die Sache "was ein Streichinstrument ist und warum es wie klingt, dass wer es wirklich will als Geigenbauer endlich , neben den besten Konzepten der Weltgeschichte, kreativ nachschöpfen kann! Und das macht richtig Spass, sind nämlich diese Instrumente zwar einen Moment ungespielt, aber vom Ansatz her trotzdem viel besser, Timbre, weicher Ton und Tragfähigkeit ohne laut sein zu müssen, als zweitklassige auch noch so teure italienische Instrumente (heute leider bei bis zu 500000 bis 700000 Euros immernoch der Fall). So sagt von Baehr, "ich möchte nur allzu gerne zeigen und hörbar machen, das die inspirierensten Instrumente schon immer gut und auch neu waren und heute , selbst noch so teure zweit-und drittklassige-, von Anfang mittelmässig, so sehr sie auch gespielt, super nach vorne gepuscht und gutgeredet werden..."Da steht eben ein ganzer Markt dahinter..."!
Andere Wettbewerbe folgten, wobei dies, man sollte es immer bedenken fast ausschliesslich Anlässe sind wo um die 300 (!) professionelle Geigenbauer ihr bestmögliches Instrument vorstellen, dann eine Jury aus Spielern und Experten entscheidet, in langer Kleinarbeit, welches Instrument richtungsweisend ist (nur zum Vergleich, die grössten Instrumental-Spieler-wettbewerbe zählen oft max. 80 Teilnehmer...).
So sahen in die vergehenden Jahre beehrt mit 5 Gold-und Silbermedaillen sowie Spezialpreisen in den internationalen Wettbewerben von:
- 1998 - internationaler Geigenbauwettbewerb der "Violin Society of America Salt Lake City für Violine und auch Cello1999 Concours de lutherie et d'archèterie de Paris (concours internationaux de la ville de Paris) für Viola und auch Cello
- 2000 - internationaler Geigenbauwettbewerb der "Violin Society of America Cincinnati"Viola, Cello und sogar für das gesamte gebaute Quartett
- 2001 - internationaler Geigenbauwetbewerb Deutschland/Mittenwald "Spezialpreis des Europäischen Verbandes der Geigenbauer" für "Die beste und individuellste Arbeit" (vielleicht am Ende wichtiger als jede Medaille...) für Violine und auch Viola
- 2004 - internationaler Geigenbauwettbewerb der "Violin Society of America Portland" für Violine, Viola und sogar Quartett
Als erfreuliche, wie evidente Folge, wurde Stephan von Baehr gebeten im Hebst diesen Jahres eine Jury um seine Person herum auszuwählen, für einen internationalen Geigenbauwettbewerb in Paris, wohl mit dem diesjährigen Spezialthema Viola.
Ausserdem ergaben sehr prestigeträchtige Aufträge und Anfragen in diesen Jahren, hier einige Beispiele:
- 2000 - Finanzierung eines Cellos durch Mécénat Musical der französischen Bank Societé General für den jungen Spieler und Gewinner internationaler Preise Sebastien van Kuijk
- 2003 - Ankauf durch den Deutschen Staat, mit auch Mitteln der Deutschen Bahn, einer Violine für sein Mäzenat der Talenteförderung, dazu umfangreiche Filmaufnahmen (Kamerateam aus Berlin in Paris) und festlicher Übergabe der Violine in Berlin mit Konzert und Filmvorführung über den Geigenbauer Stephan von Baehr
- 2003 - die französische Fondation "Natexis" ermöglicht gezielt die Finanzierung einer Violine für einen der besten jungen französischen Geiger Julien Dieudegard (vordem auch Violine Jean Baptiste Vuillaume)
- 2004 Bank Societé Generale und ihr Mécénat ermöglicht nach den guten Erfahrungen erneut die Finanzierung einer Viola für die freie Solistin Lucia Peralta
- 2004 - "Jungstar" Frankreichs auf der Viola Lise Berthaud wird durch Fondation "Natexis" der Kauf einer von Baehr Viola ermöglicht (sie spielte vordem Guadagnini und gab diese, trotz länger möglicher Leihgabe, zurück)
So sieht es nunmehr von Baehr als ein grosses Privileg an für die nächsten Jahre die Möglichkeit zu haben menschlich sowie auch qualitativ/spielerisch die Musiker wählen zu können, so wie diese es mit Instrumenten tun, d. h. Wartezeiten für den Musiker sind unumgänglich, aber auch eine Chance gemeinsam, im Dialog, das Instrument entstehen zu lassen.